Östlich von Tart liegen weitläufige, ganzjährig von heißer Sonne bestrahlte und von warmen Strömungen umschmeichlte Gewässer, die von einer Unmenge von Insen und Atollen übersät sind. Die östlichen Meere spielten eine wichtige Rolle bei der Erstarkung der Einen Republik, die nach dem Sieg im Zweiten Großen Krieg und der Vertreibung der Dunklen Götter Schaabs gegründet worden war. Der Überseehandel und Eroberungszüge gegen fremde Königreiche verschafften der Staatskasse ausgezeichnete Einnahmen und halfen dem größten Staat der Welt Adan dabei, schnell reich zu werden und seine Macht auszubauen.

Tarts Flotte zählte tausende schnelle, exzellent ausgestattete und bewaffnete Schiffe, es konnte sich auf ganz Adan keine Flotte finden, die sich hätte mit einer derart gut aufgestellten Seemacht hätte messen können. Das Meer war immer ein Ort, an dem die Freunde der leichten Beute und des Raubs Zuflucht fanden, doch in der Blütezeit der Republik hatten es die Seeräuber nicht leicht. 

Ikarimboten und Ikarimwachen, die an Bord eines jeden Handelsfahrers dienten, flogen sofort davon, sobald sie angegriffen wurden. Schon bald erschienen darauf am Horizont die schnellen Galeeren der republikanischen Armee, die unter allen Segeln zur Hilfe eilten. Vor den mit Dampftreiblingen der Dedairen verstärkten Schiffen, die vor tödlichen Geschützen und Flammenwerfern starrten, konnte man sich nicht verbergen.

       

Die Piraten hatten nur zwei Möglichkeiten: Aufgabe oder Tod. Das Gesetz gegen Seeräuber war zu allen Zeiten besonders streng: Jahre schwersten Sträflingsdienstes für die Helfershelfer und der Galgen für jeden, der bei Raub und Mord erwischt wurde.

Alles änderte sich in den Zeiten des Aufruhrs und der Bürgerkriege, die dem Sturz der Republik vorausgingen. Den Ikarim, die sich weigerten, an den von Senator Zakh Kadmos initiierten Strafexpeditionen gegen die Fenris und die Kynos teilzunehmen, wurden die Bürgerrechte entzogen. Das stolze Volk, verließ mit wenigen Ausnahmen Tart und fand eine Zuflucht auf der fernen südlichen Insel Dziran. Der Tod von Senator Kadmos beschloss den Zerfall der Republik, und an Stelle der Eien Republik wurden zwei Imperien proklamiert, die einander vom Moment ihrer Entstehung an als geschworene Feinde betrachteten: die Imperien Sadar und Valor. Seit ihrer Gründung mussten Jahre vergangen, bis der Zwist beigelegt wurde und die aufständischen Provinzen den Imperatoren Treue geschworen haben und eingegliedert worden waren. 

Während der blutigen Konfrontation haben der Tod, Zerstörung, Hunger, die ewigen Begleiter eines jeden Krieges, den Kampfgeist sehr vieler Krieger gebrochen. Ohne Orientierung im Leben, ohne noch irgend jemandem zu glauben und nicht wissend, wofür man noch kämpfen sollte, ließen sie alles stehen und liegen und verließen ihre heimischen Gefilde auf der Suche nach einem besseren Schicksal. Es ist schwer, sich an den Pflug zu gewöhnen, wenn der Arm an ein Schwert gewöhnt ist. Es sollte nicht verwunderlich sein, dass jene Deserteure, die in fernen Ländern keine Zuflucht gefunden hatten, sich zu größeren Banden zusammenfanden, Schiffe kaperten und sich daran machten, Händler und Kaufleute auszurauben.

Die bereits vernichtet geglaubte Piraterie lebte wieder mit neuer Macht auf. Die Inselarchipel, umgeben von Riffs, die für die Schifffahrt gefährlich waren, ergaben hervorragende Schlupfwinkel für die Seewölfe. Wahre Piratenfürstentümer entstanden auf den Inseln eins nach dem anderen, sie agierten immer offener und unverschämter. Während sie ihr blutiges Geschäft mit lecken Schaluppen angefangen hatten, zählten zu den Armadas der Piraten schon bald unzählige Briggs und Fregatten. Sie stellten eine ernste Bedrohung nicht nur für die Handelsschifffahrt, sondern selbst für die Festungen und Küstenforts der küstennahen Gebiete Tarts und anderer Kontinente.

Während Sadar und Valor einander bekämpften, war die Bekämpfung der Piraten eher sporadisch organisiert. Dies konnte nichts Wesentliches an der Situation ändern und war nicht geeignet, die Bedrohung auszurotten. Nun, da sich die Imperien wegen der Bedrohung durch die Invasion Schaabs gezwungen gesehen haben, Frieden zu schließen, wurde die Befreieung der östlichen Meere von den Piraten zu einer unabdingbaren Maßnahme, um gefahrlose Reiserouten zu anderen Kontinenten wieder zu eröffnen.

Die Imperatoren verkündeten eine neue Etappe des Kampfes gegen die Seeräuberplage. Gemß der ANordnung der Regenten können nun alle Krieger, die an der Bekämpfung der Piraten teilnehmen möchten, ein voll ausgerüstetes Schiff zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem sie sich in die östlichen Meere begeben können, um die Piratenforts zu vernichten, die auf den Inseln aufgebaut worden sind und um Schiffe zu versenken, die die schwarze Flagge zeigen. Auf höchste Anordnung verbleibt die Beute, die die Verteidiger Tarts bei ihren Korsarenzügen machen, in vollem Umfang im Besitz der Piratenbekämpfer.

Wer allerdings sein Glück in den östlichen Meeren versuchen möchte und sich bereits Truhen ausmalt, die vor Gold bersten, und ein Ordensband der das Geradestehen vor lauter Orden schwerfallen lässt, sollte seinen Enthusiasmus und seine Phantasie zügeln und sich auf Kämpfe auf Leben und Tod vorbereiten. Die bis an die Zähne bewaffneten Piraten wissen, was sie beid er Gefangennahme erwartet und werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen. Doch selbst wenn das Glück dem Tapferen hold sein sollte und die Reichtümer der Seeräuber werden tatsächlich in ihren Laderäumen verstaut, so ist das noch kein Grund, beim Smutje ein Festessen zu bestellen und eine Flasche des besten Weins auf den Tisch zu stellen.

Die erbeuteten Reichtümer müssen noch nach Hause gebracht werden, und das reisen in den Meeren des Ostens ist alles andere als ein Spaziergang. Außer Piraten auf Kaperfahrt kann man auch auf ein Schiff des benachbarten Imperiums stoßen, und das Trefffen wird kaum in freundschaftlicher Stimmung ablaufen. Der Zwist zwischen Ost und West sitzt tief und wird auf hoher See mit Erbitterung ausgefochten. Auch wenn ein Waffenstillstand verkündet worden ist, liefern sich Sadarer und Valorianer auf See heiße Kanonengefechte und entern sogar Feindschiffe, um den Gegener der anderen Fraktion zu besiegen und die vom Konkurrenten erbeuteten Reichtümer an sich zu reißen.

Die Gefahren der See und der fernen Küsten beschränken sich nicht allein auf Seeräuber und beutehungrige Krieger des jeweils anderen Imperiums. Von den wettergegerbten Stammgästen der Seemannskneipen kann man manchmal die merkwürdigsten und seltsamsten Geschichten vernehmen: Von Pygmäenstämmen, die vergiftete Pfeile verschießen, von Seeungeheuern, die in der Lage sind, ganze Schiffe zu verschlingen; Von Inseln, bewachsen von riesigen fleischfressenden Pflanzen und Wesen, die ihr Aussehen verändern können Selbst die erfahrensten Seeleute können nicht immer sagen, wo die Lüge aufhört und wo die Wahrheit beginnt. Jene aber, die Manns genug sind, ein Schiff zu besteigen und dem Abenteuer im OStmeer entgegenzusegeln, kann sicher an der eigenen Haut erfahren, wo die Wahrheit sich von der Lüge scheidet.