Selbst die seltsamsten Ereignisse hören auf, außergewöhnlich zu sein und werden zu gewöhnlichen, wenn sie sich ständig wiederholen. Wenn also ein Bewohner Adans Garuug zum ersten Mal begegnet und wie erstarrt stehen bleibt, um das seltsame Wesen anzuschauen, so wird er doch bald eine Begegnung mit ihm genau so shen, wie alle anderen auch, nämlich als Möglichkeit, Beute zu machen. Doch imer der Reihe nach.
Gelegentlich können die Bewohner unterschiedlichster Ecken des Kontinents einen recht merkwürdigen Wanderer sehen. Er hat rosa-violette Haut, riesige Spitzohren und eine große Hakennase. Gekleidet ist er in provisorisch zusammengenähte Häute, auf dem Rücken trägt er einen riesigen Sack. Mit seinem plötzlichen Auftauchen kann er selbst Krieger erschrecken, ganz zu schweigen von Vertretern friedlicherer Berufe. Doch die Angst ist ein ständiger Begleiter erfahrener Krieger, ein Gefühl, mit dem man einfach fertig werden muss. Darum wird jeder Krieger, der etwas auf sich hält, sobald er sich von dem ersten Schrecken erholt hat, Garuug angreifen, weil er ihn für einen etwas ungewöhnlichen Skrag hält, der Diebesgut in seinem Sack hat.
Diebesgut hat Raffzahn reichlich, doch er hat überhaupt kein Bedürfnis, sich davon zu trennen. Da ihm keine besseren Waffen zur Verfügung stehen, verwendet er im Kampf seinen Sack und bemüht sich, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu entwischen. Die von der grimmigen Drachenwelt abgehärteten Krieger zeichnen sich durch besondere Hartnäckigkeit aus, darum versuchen sie, das Monster nicht entkommen zu lassen, doch auch der ungewöhnliche Wanderer ist nicht gerade ein Schwächling. Ausdauer hat er für zehn, darum ist er in der Lage, Krieger lange abzuwehren und durch seine Flucht zu erschöpfen. Erst wenn Gauug endgültig sicher ist, dass die Hartnäckigkeit des Kriegers unerschöpflich ist, entschließt Garuug, vermutlich widerwillig, sich freizukaufen.
Er fischt einen beliebigen Gegenstand aus seinem Sack und wirft ihn dem hartnäckigen Gegner vor die Füße. Dieses simple Ablenkungsmanöver nutzt der Wanderer um mit Hilfe von Magie zu fliehen. Unter den Gegenständen, die der Wanderer fallen lässt, finden sich gelegentlich recht seltene und wertvolle Gegenstände, darum ist das Erscheinen des "Kobolds mit dem Sack" für viele ein lang ersehntes Ereignis. Die Magier konnten sogar die Aura des Wanderers studieren und haben für diejenigen, die ihn zu fangen versuchen, "Garuugs Kompass" geschaffen, der den Standort des Wesens anzeigt. Das Erscheinen des merkwürdigen Wesens mit dem Sack ruft daher heutzutage helle Aufregung hervor.
Die Sonne geht jeden Tag auf und unter, und kaum einer stellt sich die Frage, woher Licht und Wärme kommen. Mit Garuug ist es ähnlich: Jeder weiß, dass der Wanderer nach Ablauf einer gewissen Zeit wieder auf Tart erschein, mit wertvollen Dingen in seinem großen Sack. Kaum jemand denkt darüber nach, woher sein Beute stammt und warum nicht einmal die erfahrensten und gewandtesten Krieger es bislang nichtgeschafft haben, den Raffzahn im Kampf zu bezwingen. Es gibt natürlich sehr viele Theorien. Der schwer zu fassende Garuug soll ein furch ein magisches Experiment verunstalteter Skragschamane sein, oder ein Mitglied des vergessenen Alten Volkes, er soll sogar die Inkarnation eines der Schöpfer sein, die in dieser hässlichen Gestalt über unsere Welt wandert. Wie dem auch sei, eine Theorie, der alle zustimmen, gibt es noch nicht, doch dass das Wesen dieser Kreatur ungewoöhnlich ist, dem stimmen alle zu. Selbst die greisen Drachen, die noch den Zweiten Krieg gegen Schaab miterlebt hatten, erinnern sich daran, dass in ihrer Jugend Krieger durch Wälder und Felder Tarts zogen, auf der Suche nach einem mit Fellen bekleideten Wesen, das einen Krieger, der sich als hartnäckig genug erweist, reich beschenken kann.