Als die unzählbaren Horden Schaabs in Tart einfielen, begegneten den Bewohnern Tarts Kreaturen und Monster, die sie sich nicht einmal hätten vorstellen können. Manche Monster wurden von den Herren des Abgrunds selbst geschaffen. Diese ekelhaften, entstellten wie notdürftig aus Teilen anderer Wesen zusammengesetzten Kreaturen sind eine Verhöhnung der Schöpfer und ihrer Schöpfungen. Andere Wesen waren schlicht die Bewohner anderer Welten, die von den Dunklen Göttern versklavt und von der Verderbnis befallen wurden. Auch wenn sie ebenfalls Angst und Ekel verbreiteten, so konnte man in ihren entstellten und widernatürlichen Zügen doch die ursprünglichen Formen erkennen, die ihnen die Schöpfer gegeben hatten.
Außer den Ungeheuern, die wie Ausgeburten der schlimmsten Alpträume aussahen, waren in den Reihen der Gebieter des Abgrunds auch Wesen, die sich freiwillig unter die Standarten Schaabs gestellt hatten und aus Gründen, die nicht weiter bekannt sind, dem Fluch der Verderbnis entronnen waren. In den Schlachten ritten viele von ihnen große, von natürlichen Panzern geschützte Tiere, die an übergroße, wie für den Kampf gezüchtete Echsen erinnerten. Die Gelehrten der Drachenwelt nannten diese Tiere Zeraptoren.
Zunächst fand Schaabs Armee aufgrund ihrer Zahlenstärke, Macht und des von ihr unter Adans Bewohnern verbreiteten Schreckens kaum echten Widerstand und griff unbarmherzig an wie ein alles in seinem Wege verwüstender Waldbrand. Doch mit der Ankunft der Älteren Drachen schöpften die Völker des Kontinents Hoffnung auf den Sieg, schlossen ihre Reihen und begannen allmählich, die gnadenlosen Eroberer zurückzudrängen. Die zerschlagenen Einheiten von Schaabs Speichelleckern flohen im Versuch, sich vor der Rache der Verteidiger Tarts zu verbergen. Die Zeraptoren, die nun reiterlos waren, verließen ebenso das Schlachtfeld und verloren sich in den Wäldern und Bergen.
Tarts Klima war für die Zeraptoren ausgesprochen günstig. Stark, ausdauernd, wenig anspruchsvoll, was Nahrung angeht, verteilten sich die Echsen über dem Kontinent und begannen sich zu vermehren. Es stellte sich heraus, dass sie trotz ihres respekteinflößenden Aussehens recht friedliche Tiere sind, sich nur von pflanzlicher Nahrung ernähren und ihre mächtigen Kiefer und scharfen Dornen nur zur Selbstverteidigung einsetzen. Die Chroniken der Republik haben uns eine recht exakte Geschichte der ersten Zähmungsversuche der Zeraptoren hinterlassen und selbst den Namen dessen, dem dies Verdienst gebührt, dem wissbegierigen und hartnäckigen Naturforscher Tilmarian.
Als er einmal auf der Hochebene des Bergrückens von Ferran einem Zeraptor begegnete, merkte Tilmarian, dass die Echse keine Angst vor ihm hat und ihn auf wenige Schritte heranlässt. Der Gelehrte versuchte mit Gesten, die er normalerweise seinem Hund zeigte, das Tier herbeizurufen. Zu seinem Erstaunen kam es tatsächlich ruhig heran und rieb sich an den Beinen des Naturforschers. Tilmarian nahm das ungewöhnliche Tier mit auf sein Gut und setzte dort die Versuche zur Zähmung fort. Später fand er noch andere Zeraptoren und dressierte auch diese. Alle Tiere hörten problemlos auf den Menschen und führten alle gelernten Kommandos gerne aus.
Tilmarians Versuche wurden bald weithin bekannt. Die Bewohner Tarts begaben sich überall auf dem Kontinent auf die Suche nach Zeraptoren, um sie zu zähmen. Bald dachten die Krieger auch darüber nach, die neuen Gefährten genau wie ihre Feinde einzusetzen, als Reittiere im Kampf. Zunächst gelang es nicht, den Zeraptoren Bisse und Hiebe beizubringen, doch die Veteranen des Krieges gegen Schaab behaupteten einstimmig, dass die Krieger des Abgrunds die Monster dazu bringen konnten, nicht nur geritten zu werden, sondern auch Feinde anzugreifen und ihnen tiefe und schwere Wunden beizubringen.
Da sie den Verdacht hatten, dass es nicht ohne Gedankenkontrolle abgegangen gewesen sein könnte, führten die Magier eigene Experimente aus und konnten schnell die magischen Formeln finden, die die Zeraptoren im Kampf kontrollieren konnten. Zum Einsatz dieser Formeln muss man selbst kein Magier sein. Es genügte, eine Schriftrolle zu erwerben, die dort niedergeschriebene Beschwörung zu intonieren und schon war der Zeraptor bereit, den Reiter furchtlos in die heißeste Schlacht zu tragen, um die Glieder der Feinde mit den mächtigen Kiefern zu zermalmen und ihre Leiber mit scharfen Krallen zu zerreißen.
Heute sind die Zeraptoren die am weitesten verbreiteten Reittiere auf ganz Tart. Sie werden erfolgreich gezüchtet und an Krieger auf dem ganzen Kontinent verkauft. Die Echsen ermöglichen den Transport schweren Gepäcks und schützen den Krieger, indem sie viele Schläge auf sich nehmen, die ihrem Reiter gegolten hätten, sie ermöglichen zudem den Einsatz schwerer Wurfgeschosse, die vom Rücken des Tieres zielgenau und kraftvoll geschleudert werden können, um selbst entfernte Gegner zu treffen.
Der Krieg mit Schaab brachte viel Leid und Schmerz, doch wenn man die positive Seite aller Dinge zu betrachten versucht, so ist dies gewiss das Auftauchen der loyalen und zuverlässigen Reittiere in der Drachenwelt, der Zeraptoren.