Kapitel 1
Der Tag, an dem die Schreine Schaabs geöffnet wurden, sollte das Ende der Welt werden, gäbe es da nicht die Drachen...
Vor dreitausend Jahren kam das Böse in unsere Welt, die Ausgeburten des Abgrunds von Schaab, schwarze Götter des Hasses und der Vernichtung. Ihre fürchterlichen Leiber mit tausenden hungriger Augen, klaffender Mäuler und geißelartiger Arme türmten sich über dem Horizont wie Gebirge. Die Sonne ward bleich, die Monde wurden rot wie Blut. Wochenlang ging Asche vom Himmel nieder und bedeckte wie ein Leichentuch die Überreste unserer Städte.
Wir mussten einen hohen Preis entrichten, alles für die Neugierde der verfluchten Kaiserin Pandea, die die Schreine Schaabs öffnete. Die Alten Götter haben darin die Ausgeburten des Abgrunds gefangen, bevor sie sich in ihre Himmlischen Geflide zurückzogen. Tausend Jahre sind seit ihrem Verschwinden vergangen und die Tore des Abgrunds öffneten sich erneut. Jener Tag sollte das Ende der Welt werden.
Wenn nicht die Drachen gewesen wären.
Die geflügelten Hüter der Welt, von den Alten Göttern geschaffen aus Sternenfeuer und leuchtendem Äther. Sie durchbrachen Kälte und Finsternis des Weltenraums, um das Böse im Kampf zu stellen. Wie feurige Meteore stürzten sie sich vom Himmel auf die schwarzen Götter Schaabs und zerfetzten ihre schleimigen Leiber.
Die Armee der geringeren Drachen wurde angeführt von zehn Älteren Drachen. Argos, der Herr über Winde und Stürme. Sireana, deren bezaubernde Stimme auch tödlich sein konnte. Fenir, der Flammenträger. Genor Steinschuppe, rau wie ein lebendiger Fels. Saymana Giftstachel, die Mutter aller Gifte. Schedar, der Schatten in Drachenform. Midara, die Herrin des Wassers. Tigeotl die Wandelbare, die Urmutter aller Wechselbälger. Yarist, Herr der Ordnung. Keyrona, die Tochter des Chaos.
Die Welt erzitterte, als die Hüter des Himmels und ide Herren der Tiefe aufeinander prallten. Drachen und Götter starben in jenem Krieg, und mit ihnen auch die einfachen Sterblichen. Alle Völker unserer Welt, Menschen, Mondelfen, Feuerelfen, stierköpfige Minotone, die katzenhaften Fenrisse und deren Todfeinde, die Kynos, die geschickten Dedairen-Zwerge und deren geflügelte Nachbarn, die Ikarim, sie alle opferten ihr Leben, um die Welt von der Pest Schaabs zu befreien.
Kapitel 2
Tangoren. Die Gebieter der Leere. Dieses Volk hat sich nicht am Krieg gegen die Dunklen Götter beteiligt.
Die Tangoren richteten ihre Artefakte, die den Verstand manipulierten, gegen die Drachen.
Nur ein Volk kämpfte nicht gegen die Dunklen Götter.
Diesem Namen kann man heute nur noch in den Chroniken des Altertums begegnen. Dieser Name enthält den Schrecken, den Ekel und die Erinnerung an die Dunklen Zeiten. Dieser Name ist die Geschichte, die sich nie wiederholen darf.
Tangoren. Gebieter der Leere.
Dies war ein erstaunliches und uraltes Volk. Die Magie, die die Drachen Menschen und Elfen geschenkt hatten, war ihnen fremd. Sie kannten keine Stammesrituale wie die Kynos, die Fenrisse und die Stierköpfigen. Die wundersame Mechanik der Dedairen versetzte sie nicht in Erstaunen.
Die Tangoren beherrschten den Gedanken und tötenten mit seiner Kraft. Diese Fähigkeit hieß in der nun verbotenen Sprache der Tangoren "Psy-Ch'o", "die Mancht der Leere". Sie erschufen Artefakte, die die Grenzen des Bewusstseins erweiterten. Die schrecklichsten dieser Artefakte waren die "Beherrscher". Mit ihrer Hilfe unterwarfen die Tangoren andere Völker und machten sie zu gehorsamen Sklaven. Man sagt, die Tangoren haben Pandea eingeflüstert, wie man die Schreine öffnen kann, um das alte Übel freizusetzen. Sie verneigten sich nicht vor den Göttern des Abgrunds, fütterten ihre hungrigen Mäuler nicht mit zahllosen Opfern. Dazu waren sie zu stolz.
Die Tangoren richteten ihren Blick auf die Herren des Himmels. In ihnen sahen sie die Möglichkeit, ihre Macht über die Grenzen unserer Welt zu strecken und auch die Himmlischen Gefilde zu unterwerfen. Sie wollten göttergleich werden oder die Götter sogar übertreffen.
Die Tangoren richteten die Kraft ihrer Gedankenartefakte gegen die Drachen. Zunächst gegen die Jüngeren, die zur leichten Beute wurden und als Last- und Kampftiere dienen mussten. Als aber die Armada der fliegenden Tangorenreiter den Himmel beherrschte, schlug die Stunde der Älteren Drachen.
Die Tangoren versklavten nacheinander Saymana, Schedar, Tigeotl und Genor. Die anderen erwiesen sich als widerstandsfähiger gegen die "Macht der Leere, doch auch sie würden früher oder später gegen die Ausgeburten Schaabs fallen oder zu Sklaven der Tangoren werden.
Kapitel 3
Von der Entstehung der Drachenritter, der letzten Hoffnung im Krieg gegen die Gebieter der Leere und Schaabs Abgrund.
In jener dunklen Stunde für die Drachen boten die Menschen ihren Sternenbrüdern eine helfende Hand. So schwach die Sterblichen auch waren, so waren sie doch die liebsten Kinder der Alten Götter. Was ihnen an Kraft fehlte, machten sie durch Verstand und Gerissenheit wett. Ihre Seelen brannten mit dem Lebensspendenden Feuer, jener Kraft, die auch den Drachen Leben verleiht.
Drachen und Menschen erschufen gemeinsam die Amulette der Verschmelzung, magische Objekte, die das ätherische Wesen der Drachen und den Leib des Sterblichen vereinen konnten. Die Wesen, zu denen dei Träger der Amulette während ihrer Verschmelzung mit den Drachen wurde, erwiesen sich als mächtige Magier und tödliche Krieger. Das Wichtigste aber war, dass die Macht der Artefakte der Tangoren nicht auf sie wirkte!
So entstanden die Drachenritter, die letzte Hoffnung im Krieg mit den Gebietern der Leere und dem Abgrund Schaabs.
Die vereinigten Armeen der Sterblichen und der Drachen zogen in den Krieg gegen die Tangoren und die Dunlen Götter. Argos, Yarist und Midara führten die Menschen des Westens und die Mondeflen sowie deren Verbündete in den Kampf, die Ikarim und die Kynos. Die Menschen des Ostens und die Feuerelfen wurden angeführt von Fenor, Keyrona und Sireana, die Fenrisse und Minotonen waren ihre Verbündeten. Nur die schlauen Dedairen vermieden den direkten Krieg, versorgten aber beide Armeen mit ihren todbringenden Maschinen.
Der Vernichtungskrieg dauerte siebzig Jahre. Unter riesigen Verlusten töteten die Menschen des Westens und die Mondelfen Genors Reiter und gaben dem Älteren Drachen so die Freiheit zurück. Die Feuerelfen und die Ritter des Ostens konnten zur selben Zeit Schedar töten, der vom Psyarchen der Tangoren persönlich geritten wurde. Leider fiel in jenem Kampf auch Sireana mit der zauberhaften Stimme. Die Verluste in den Reihen der Älteren waren nicht wieder gutzumachen.
Kapitel 4
In der Stunde großer Not rufen die Älteren ihre Vorfahren an, die Drei Großen Drachen.
Im Angesicht der Niederlage entschlossen sich die Tangoren zu etwas Furchtbarem. Sie raubten mehrere Amulette der Verschmelzung und pervertierten ihr Wesen. Mit ihrer Hilfe versuchten sie, ihre Macht mit der der Dunklen Ausgeburten Schaabs zu verschmelzen. Wäre ihnen das gelungen, hätte die Welt vor einem Dunklen Wesen unerhörter macht zusammengebrochen.
In dieser Stunde der großen Not riefen die Älteren Drachen ihre Vorfahren an, die Drei Großen Drachen.
Eldior, Herr des Lebens.
Velet, Herr des Todes.
Eone, Mutter der Ewigkeit.
Die Großen erhörten den Ruf. Ihre gigantischen Schwingen verdunkelten den Himmel und warfen einen Schatten über die Welt. Die Heere der Verteidiger des Lebens, die Horden der Kreaturen Schaabs und die Sklavenlegionen der Tangoren trafen aufeinander zu einer Entscheidungsschlacht in der Schlucht Knos, im Kmergebirge im Zentrum des Kontinents Tart.
Für den Sieg über das Große Übel vereingiten die Großen Drachen ihre Kräfte. Ihre Astralkörper verschmolzen zu DEM EINEN, einem dreiköpfigen Drachen von unermesslicher Macht. wie ein Komet ging er nieder über den Horden Schaabs und der Tangoren. Sein linker Kopf atmete die Glut der Sterne, der rechte verströmte die Kälte des Universums. Der mittlere aber vernichtete Feinde mit einem bloßen Blick.
Die Erinnerung an den Zorn DES EINEN trägt bis zum heutigen Tage der Große Bruch, der das Kmergebirge in zwei Hälften teilt. Im Abgrund des Bruchs gingen die Kreaturen der Schwarzen Götter und die Sklaven der Gebieter der Leere zugrunde. Leider haben auch die Drachenschwestern Saymana und Tigeotl jenen Tag nicht überlebt. Sie fielen mit den Überresten der Tangorenarmee.
Die gestürzten Götter Schaabs wurden in den schreinen des Anathemas gefangen. Die Schlüssel der Schreine und ihr Standort sind das größte aller Geheimnisse des Bundes der Menschen und der anderen Völker.
Das Schicksal der Tangoren bleibt ein Rätsel. Zahlreiche, über die Welt verstreute Artefakte sind alles, was von ihnen übrig geblieben ist. Vielleicht ist das alte Volk der Telepathen von den Großen Drachen vernichtet worden, vielleicht teiilen sie auch das Shcicksal der Kreaturen Schaabs.
Die Drachen, die Großen, die Älteren und die Jüngeren, verließen unsere Welt. Sie versprachen, in der Stunde der Not zurückzukehren. Um ihrer zu gedenken wurden Tempel errichtet und Legenden geschrieben, die Ritter des Ostens und des Westens aber nahmen sie als Wappen auf ihre Banner.
Es kam das Goldene Zeitalter des Friedens und des Wohlstandes. Viele, die den Tag des Drachenzorns erlebt hatten, glaubten, dass diese Epoche ewig andauern werde, dass das Böse auf ewig aus unserer Welt vertrieben wurde.
Es wird Zeit vergehen, gar nicht viel Zeit nach den Maßstäben der Großen Drachen, und wir werden sehen, wie sehr sie sich alle geirrt haben.